Frage 4

Was sind die 3 wichtigsten Änderungen, damit Inklusion im Schulalltag funktionieren kann?

Hamm 1- Bezirk 118

 

Frederik Müller,CDU

Die CDU-geführte Landesregierung hat die Fehler der Vorgängerregierung bei der Inklusion korrigiert und die Förderschulen gestärkt. Die Wahlmöglichkeit zwischen Regel- und Förderschule muss beibehalten werden, da Förderschulen und Inklusion keine Gegensätze sind. Damit Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf erfolgreich an Regelschulen lernen können, wollen wir die Rahmenbedingungen für den inklusiven Unterricht verbessern:
1. Zusätzliche Anstellung von gut ausgebildeten Schulbegleitern für die Klassen an Regel- und Förderschulen, in denen Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind, die zusätzliche Unterstützung benötigen.
2. Sozial- und sonderpädagogische Fachkräfte sind für viele Klassengemeinschaften unverzichtbar geworden und sollen das Unterrichtsgeschehen künftig stärker mitgestalten können, damit die Förderbedarfe besser erkannt und auf diese frühzeitig reagiert werden kann.
3. Ebenso gibt es Kinder und Jugendliche mit einem Förderbedarf, bedingt durch eine Hochbegabung. Auch diese Begabung benötigt entsprechende Unterstützung, um eine erfolgreiche Entwicklung zu ermöglichen. Daher fordern wir eine intensivierte Förderung von Hochbegabten.

 

Justus Moor, SPD 

Wir bekennen uns zur UN-Behindertenrechtskonvention. Die gesellschaftliche Teilhabe Aller ist für uns Selbstverständnis wie Auftrag. Das darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Wir wollen eine inklusiv arbeitende Schule mit einem gemeinsamen Kollegium aus verschiedenen Professionen, die die Förderung des Individuums in den Mittelpunkt rücken.
Wir wollen die Förderbedingungen für alle Kinder verbessern und deshalb pädagogische Zentren in allen Schulen einrichten, in denen die Expertise zu Unterricht und inklusiver Schulentwicklung gebündelt wird. Hierdurch wird das Lehrpersonal unterstützt und die schulinterne Beratung verbessert. Darüber hinaus koordinieren pädagogische Zentren die multiprofessionelle Zusammenarbeit. Dabei ist uns wichtig, dass diese Zentren keine Parallelstruktur werden, sondern dass dadurch die vorhandenen Ressourcen der Sonderpädagogik zielgenau zum Einsatz kommen. In diesem Zusammenhang muss auch das AO-SF-Verfahren evaluiert werden.

 

Ulrich Reuter, FDP

Inklusion soll nicht mehr als Belastung, sondern als gesellschaftlicher Erfolg empfunden werden
Wahlmöglichkeiten für Eltern schaffen, damit sie sich frei zwischen Förder- und Regelschulen entscheiden können
Schwerpunkte des Umsteuerns:
Bündelung der Ressourcen
verbindliche Qualitätsstandards
bessere Ausstattung der Schulen des Gemeinsamen Lernens
Neue Mindestgrößenverordnung für Förderschulen: erheblich verringert, Übergangsfrist bis 2023/24, damit Schulträger genug Zeit haben, Förderschulangebot vor Ort zu stärken
Ermöglichung von Förderschulgruppen als Teilstandorte von Förderschulen im Gebäude der Regelschule (Mindestgröße 42 SuS)
UN-BRK:
Förderschulen sind kein Verstoß gegen UN-BRK
Inklusion nach Art. 24 UN-BRK genüge getan, wenn Zugang zum Regelschulsystem gegeben ist
Es leitet sich kein Recht für freie Schulwahl ab, hat kein Kind in NRW, sondern Recht auf Wahl zwischen Förder- und Regelschule

Schulen des Gemeinsamen Lernens:
Bündelung des GL an den weiterführenden Schulen, die Qualitätsstandards erfüllen
pädagogisches Konzept
Sonderpädagogen an der Schule und pädagogische Kontinuität
Systematische Fortbildung
räumliche Voraussetzungen gegeben
Inklusionsrechenformel 25/3/1,5:
Durchschnittlich 25 Schüler pro Klasse, 3 mit Sonderpädagogischem Förderbedarf, 1,5 Lehrkräfte
GL-Schulen erhalten ab 2019/20 ein zusätzliches Fortbildungsbudget von 1.200 EUR (1,8 Mio. EUR aus dem 3,5 Mio. EUR umfassenden Inklusionsfonds)
Im Haushalt 2020 10.197 Stellen für GL in der Sek I: +840 Stellen zum Vorjahr
Im HH 2022 weitere 749 Stellen für die Neuausrichtung der Inklusion an den Schulen des Gemeinsamen Lernens.
Erhöhung der Stellen für das Gemeinsame Lernen in der Grundschule in den kommenden Jahren bis 2025 schrittweise um insgesamt 800 Stellen
Im Endausbau bis 2024/25 rund 6.000 zusätzliche Stellen in der Sek I zur Unterstützung des GL

Inklusion an Gymnasien:
Inklusion an Gymnasien in der Regel zielgleich
Gymnasien, die die Qualitätsstandards erfüllen (wollen), dürfen natürlich weiter GL-Schulen sein
Zieldifferenter Unterricht an Gymnasien ist ein totales Nischenthema: 2.700 SuS mit Förderbedarf am Gymnasium, davon 1.700 zieldifferent: 0,068%
Inklusion an der Grundschule:
Wird im Masterplan Grundschule neu aufgestellt
Anders als in Sek II wird in Grundschulen oft der sonderpädagogische Förderbedarf erst festgestellt
Sinnesschädigungen und körperlich-motorische Störungen sind der kleinere Teil der Behinderungen bei SuS
Großteil sind Emotional-Soziale Entwicklungsstörungen und Lernbehinderungen
Seit 2017 +1.750 Stellen für Sozialpädagogische Fachkräfte zur Stärkung der Schuleingangsphase; Darüber hinaus wird die Zahl der Stellen für Sozialpädagogische Fachkräfte, die ebenfalls das Gemeinsame Lernen in der Schuleingangsphase unterstützen, schrittweise auf insgesamt 3.000 Stellen erhöht.
+ 750 neue Studienplätze für Sonderpädagogik seit Beginn der Legislaturperiode; davon: 250 neue Bachelor-Studienplätze zum Wintersemester 2020/21. In den nächsten Jahren sind weitere 250 Plätze vorgesehen.
Seit dem Schuljahr 2021/22 wird das Gemeinsame Lernen an Grundschulen eingerichtet, wenn konzeptionelle, inhaltliche und personelle Voraussetzungen (also Qualitätsstandards) erfüllt sind. Damit gelten dieselben Kriterien wie schon vorher für weiterführende Schulen.
Insgesamt sind im Haushaltsentwurf 2022 3.658 Planstellen für Sonderpädagoginnen und -pädagogen in der Grundschule veranschlagt.
Zur Unterstützung des Gemeinsamen Lernens in den Grundschulen sind im Haushaltsentwurf 2022 zusätzlich weitere 200 und damit insgesamt 400 Tarifstellen für multiprofessionelle Teams vorgesehen.

Und aus dem Wahlprogramm:
Inklusion im Miteinander und ohne Ideologie Gelingende Inklusion ist zentral für eine gerechte, faire und offene Gesellschaft. Daher haben wir die so wichtige Neuausrichtung der schulischen Inklusion durch eine Bündelung vorhandener Mittel und Möglichkeiten und durch zusätzliche Ressourcen vorangetrieben. Wir wollen sicherstellen, dass schulische Inklusion nicht mehr mit ideologischen Debatten, der Überlastung von Schulen oder mit Frustration verbunden wird, sondern mit der Gewissheit, dass sich alle Schülerinnen und Schüler auf eine gelingende Teilhabe durch ein Lernen von- und miteinander verlassen können.
Wir werden das gemeinsame Lernen durch zusätzliches Fachpersonal unterschiedlicher Professionen, durch eine qualitativ und quantitativ weiterentwickelte Schulbegleitung und durch zusätzliche Fortbildungsformate nachhaltig unterstützen und Schritt für Schritt bedarfsgerecht ausbauen.
Zugleich sichern wir nach unserer Rettungsaktion im Jahr 2017 weiterhin unsere leistungsfähige und vielfältige Förderschullandschaft, die von der Vorgängerregierung gegen den Willen vieler Eltern leichtfertig aufs Spiel gesetzt wurde. Wir bieten den Förderschulen die Chance zur Weiterentwicklung zu Kompetenzzentren für sonderpädagogische Unterstützung. Dabei wollen wir regionale Netzwerke unterstützen, zu denen neben den Förderschulen und Regelschulen auch die kommunalen Einrichtungen und Unterstützungsleistungen gehören wie Kindergärten, Familienzentren, das Jugendamt, die Frühförderung, Schulpsychologen oder auch die Schulsozialarbeit. So wollen wir sicherstellen, dass Eltern frei von ideologischen Grundsatzdebatten die bestmögliche Förderung für ihr Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf auswählen können. Dabei sind die Förderorte gleichwertig und der Elternwille entscheidend. Die Eltern wissen, was das Beste für ihr Kind ist. Bei ihren Entscheidungen unterstützen wir sie durch professionelle und unabhängige Beratungsangebote, die wir auch im Rahmen der Kompetenzzentren ausbauen wollen.
Beide Systeme, das Gemeinsame Lernen an unseren Regelschulen ebenso wie unsere hochprofessionellen Förderschulen, wollen wir gleichberechtigt mit ausreichendem Personal, Sachausstattung und Qualitätsstandards für inklusive Bildung stärken. Neben dem kontinuierlichen weiteren Stellenausbau wollen wir auch mehr Sonderpädagoginnen und -pädagogen ausbilden und Wechselmöglichkeiten zwischen der Förderschule und dem gemeinsamen Lernen in beide Richtungen verbessern. Unser Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf bestmöglich auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten.

 

Nelli Foumba Soumaoro, Grüne

Hier sind meine drei Änderungen, damit die Inklusion funktioniert:
1. Einrichtung von Vorreiterschulen in jeder Stadt und in jeder Schulart:
Ø dort Bündelung von mindestens 20- 30% Anteil von Kindern mit Inklusionsbedarf
Ø dementsprechend auch Verkleinerung der Klassen auf max 20 SchülerInnen,
Ø Bündelung von Fachkräften an diesen Schulen (Sonderpädagogen, Schulbegleitern etc) und Verzahnung von außerschulischer Förderung (zB Ergotheraphie, Physiotherapie)
Ø das Bedarf massiver Anpassung von Räumen, Technik und Unterrichtszeiten.
2. Wichtig: Nicht notfallmäßig und spontan am „offenen Herzen“ operieren – ERST alles vorbereiten (Personal einstellen, fortbilden, Räume umbauen), dann mit Inklusion beginnen.
3. Ort der Entscheidung wer sich als „Vorreiterschule“ bewirbt ist die Schulkonferenz, das kann keiner Schule „aufgedrückt“ werden.

 

Sven Kleinemeier, Die Linke

– Garantie auf einen Platz im gemeinsamen Unterricht und die schrittweise Abschaffung der Förderschulen gemäß den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention und Umwandlung aller Regelschulen in Orte des Lernens und Förderns für alle Kinder.
– Mehr Personal in multiprofessionellen Teams (Schulsozialarbeit, Schulpädagogik, Schulpsychologie, Sonderpädagogik, Inklusionshilfe).
– Förderzentren zur Unterstützung der Regelschulen bei der Entwicklung zur inklusiven Schule

 

Hamm 2/Unna 3 – Bezirk 117

 

Torsten Götz, CDU

Zunächst: Förderschulen und Inklusion sind keine Gegensätze. Sie sind ein unverzichtbarer Teil eines inklusiven Schulsystems.
1. Ich werde das bestehende, gut funktionierende Förderschulsystem erhalten und bedarfsgerecht ausbauen.
2. Das Programm zum Diversitäts- und Inklusionsmanagement an Hochschulen aufbauen.
3. Die CDU wird neue inhaltliche Schwerpunkte im KJFP etablieren. Dabei wird ein neuer Förderbereich zur Stärkung von Inklusion und junger Menschen mit Behinderung entwickelt.

 

Silvia Gosewinkel, SPD

Nicht die Kinder und ihre Eltern sind das Problem, sondern die aktuellen Rahmenbedingungen. Eine gute Schule ist eine, die weder den Lehrkräften noch Kindern oder Eltern Probleme bereitet, sondern sie löst. Mit den Lehrerinnen und Lehrern, den anderen pädagogischen Fachkräften,
den Eltern, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, aber auch Ärztinnen und
Ärzten und Therapeutinnen und Therapeuten sollen diese Unterstützungssysteme in Ruhe und vor allem mit Bedacht gemeinsam entwickelt werden. Dazu gehört:
1. An Schulen in Nordrhein-Westfalen ein pädagogisches Zentrum mit Expertinnen und Experten einzurichten. Dies soll keine Parallelstruktur werden, sondern eine inklusiv arbeitende Schule mit einem gemeinsamen Kollegium aus verschiedenen Professionen. Ein pädagogisches Zentrum bündelt die pädagogische und sonderpädagogische Expertise zu Unterricht und inklusiver Schulentwicklung. Es unterstützt die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer, die Fachlehrerinnen und Fachlehrer und die unterrichtenden Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen und steht zur schulinternen Beratung zur Verfügung. Es koordiniert die Zusammenarbeit mit Externen von der Schulpsychologie über Therapeutinnen und Therapeuten bis zur Jugendhilfe.
2. Angebote und Auszeitangebote in Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe, auch für Schülerinnen und Schüler, die in Konflikte geraten oder Verhaltensprobleme bearbeiten müssen.
3. Zusätzlich soll es zukünftig eine Art „Schnelle Unterstützungsgruppe“ in jedem Schulbezirk
geben, die bei akuten Herausforderungen mit Rat und verbindlicher Hilfestellung den
Familien und Schulen zur Seite steht. Das bedeutet eine echte Entlastung für Eltern und Lehrkräfte.

 

Sebastian Knuhr, FDP

Hierbei ist es mir am wichtigsten, dass wir nicht ideologiebasiert arbeiten. Der Erhalt der Förderschulen war hierzu ein wichtiger Schritt, jedoch müssen wir auch in diesem Bereich nicht nur die Sach- sondern insbesondere auch die Personalausstattung verbessern, um dem individuellen Förderbedarf der Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden. Hierzu gehört für mich neben dem Stellenausbau im Bereich der Sonderpädagoginnen und -pädagogen auch ein bedarfsgerechter Ausbau der Fortbildungsangebote. Zudem möchte ich mich für eine erleichterte Wechselmöglichkeit zwischen den Förderschulen und den Regelschulen einsetzen, um die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten.

 

Maximilian Ziel, Grüne

– Eine verlässliche Personalausstattung ist zentral. Die „Zauberformel“ der Landesregierung 25-3-1,5 (25 Schüler*innen davon max. 3 mit Förderbedarf und 1,5 Stellen) wurde entzaubert und ist in der Realität nie angekommen. Die Lerngruppengrößen
müssen verlässlich begrenzt werden.
– Inklusionsassistenzen sollen in den Schulen als Baustein eines verlässlichen Unterstützungssystems fest verankert werden. Systematische Qualifikation und ein entsprechendes Berufsbild verbessern auch die Arbeitsbedingungen und Qualität. The-
rapiemöglichkeiten müssen an Schulen des Gemeinsamen Lernens verankert werden, damit Familien nicht nach der Schule noch Praxen aufsuchen müssen.
– Wir wollen ein systematisches Fortbildungsmanagement für alle am Schulleben Beteiligten mit ausreichenden zeitlichen und personellen Ressourcen. Die bisherigen sporadischen und nicht aufeinander aufbauenden Fortbildungen haben nicht dazu
geführt, dass Lehrkräfte u.a. sich ausreichend vorbereitet fühlen. Es muss ein Vernetzung der Schulen im Gemeinsamen Lernen und Förderschulen geben, unterstützt mit Ressourcen, um voneinander und miteinander zu lernen, um Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützen zu können. Dazu gehören auch Beratungen, Coachings und Hospitationen.

 

Katja Wohlgemuth, Die Linke

– Wir brauchen moderne Schulorganisations- und Unterrichtsformen. Erfolgreiche Modelle, wie etwa die Bielefelder Laborschule, müssen Standard werden. Der Erfolg dieser Schulformen ist lange wissenschaftlich belegt.
• Außerdem muss jede inklusiv geführte Klasse auch doppelt besetzt sein. Nur so kann, wechselweise durch beide Lehrkräfte, der Unterricht individuell gestaltet werden. Hier spreche ich aus über 25-jähriger Erfahrung. Außerdem darf es keine Privilegien bei Angeboten für verschiedener Unterstützungsbedarfe geben. KAoA-Star etwa, ein Angebot zum Übergang von Schule zum Beruf, wird explizit nicht für Schüler:innen im Bereich Lernen angeboten. Warum?
• Nicht zuletzt muss die Ausbildung für alle Lehrkräfte das Thema stärker berücksichtigen